Bereits im Mittelalter sah Hildegard von Bingen den Zusammenhang zwischen der Entstehung des Steins aus „Wasser und Feuer“ und seiner Heilwirkung. In ihrer Physica schreibt Hildegard von Bingen in De Lapidibus: „Gott […] ließ weder das Strahlen noch die Kräfte der Edelsteine vergehen, denn er wollte, dass sie auf Erden geschätzt und gepriesen würden und als Heilmittel dienen.“
Hildegard von Bingen beschreibt 24 Heilsteine in ihrem Heilsteinlexikon, die eine Heilwirkung für den Menschen besitzen. Viele Steine, die man heute kennt, waren aber im Mittelalter noch unbekannt. Die Edelsteine, die Hildegard von Bingen in Ihrem Lexikon erwähnt, sind auch noch heute in der Steinheilkunde sehr relevant. Hildegard von Bingen führte ihre Beobachtungen mit dem medizinischen Wissen der Zeit des Mittelalters zusammen, daher erscheinen manche Anwendungen heute als seltsam bzw. sogar komisch. Diese Anwendungen von Hildegard von Bingen sollten heutzutage auch nicht mehr ausgeführt werden, da sie teilweise sogar schädlich für den Patienten sind (Wissensstand von heute). Die Erkenntnisse der Hildegard von Bingen weisen jedoch auch deutliche Parallelen zu unseren heutigen Erkenntnissen auf und waren ein wichtiger Ausgangspunkt für die umfangreiche Forschung im Bereich der Steinheilkunde.
1. Achat: nach Hildegard von Bingen (Jaspis)
Der Achat wirkt entgiftend auf Insektenstiche, schützt gegen Fall- und Mondsucht. Auch gegen Diebstahl soll dieser Stein als Schutzstein wirken.
Beispiele heutige Anwendung: gegen Schwindel, Kopfschmerzen und Hautkrankheiten
2. Amethyst: nach Hildegard von Bingen
Dieser Edelstein hilft gegen Schwellungen und Flecken auf der Haut. Auch gegen Insektenstiche kann dieser Heilstein eingesetzt werden, indem man ihn mit Speichel anfeuchtet und auf die Körperstelle legt. Als Edelsteinwasser wirkt der Heilstein auch gegen Läuse.
Beispiele heutige Anwendung: Wegen seiner reinigenden Wirkung wird er auch in der modernen Steinheilkunde besonders gerne angewandt.
3. Alabaster: nach Hildegard von Bingen
Den Alabaster oder Gips sah Hildegard von Bingen nicht als Heilstein an.
Beispiele heutige Anwendung: In der modernen Steinheilkunde jedoch wird er als Heilstein gegen energetische Prozesse eingesetzt. Meist nur kurzfristige Verwendung, damit er Verspannungen löst, denn er kann bei längerer Anwendung eher die Muskeln verhärten.
4. Beryll: nach Hildegard von Bingen
Der Heilstein Beryll wurde als Heilstein gegen Gift eingesetzt. Es wurde ein Edelsteinwasser aus Beryll hergestellt und mehrere Tage auf nüchternen Magen getrunken. Dadurch wurde das Gift aus dem Magen erbrochen.
Beispiele heutige Anwendung: Seine entgiftende Wirkung wird auch in der modernen Steinheilkunde geschätzt. Positive Wirkung auf die Augen und u.a. Linderung von Nervosität.
5. Chrysolith: nach Hildegard von Bingen (Olivin, Peridot)
Der Chrysolith hilft als Edelsteinwasser gegen Fieber. Bei Herzbeschwerden sollte der Chrysolith in erwärmtes Olivenöl getränkt und das Öl auf der Herzgegend verteilt werden. Bei Magenschmerzen wurde der erwärmte und geölte Stein über Nacht auf den Bauchnabel gelegt. Über dem Herzen getragen, soll er Wissen bewahren.
Beispiele heutige Anwendung: positive Wirkung auf Stoffwechsel und Verdauung
6. Chrysopras: nach Hildegard von Bingen
Bei dem Chrysopras der Hildegard von Bingen handelt es sich vermutlich eher um einen getönten Chalzedon, wie man später herausfand. Er wurde gegen Gicht und als entgiftendes Mittel eingesetzt. Zornige Menschen sollte der Stein, auf die Kehle gelegt, beruhigen. Auch gegen Epilepsie sollte er helfen.
Beispiele heutige Anwendung: Einsatz bei der Entschlackung, je nach Farbe des Steins darüber hinaus in vielfältiger Weise
7. Diamant: nach Hildegard von Bingen
Bereits Hildegard von Bingen schätzte die stark klärende Kraft des Diamanten. Er sollte im Mund gelutscht werden und so vor cholerischen, jähzornigen Ausbrüchen schützen und Lügen verhindern. Auch Schlaganfälle, Gicht und Gelbsucht wurden mit Diamantwasser behandelt.
Beispiele heutige Anwendung: Klärung von Blockaden; Einnahme als Diamantwasser bei Schlaganfallpatienten
8. Ligur: nach Hildegard von Bingen (Bernstein)
Der Bernstein, von ihr Ligur genannt, soll bei Magenschmerzen verwendet werden. Er ist ein sehr stark wirkender Heilstein und deshalb nach ihrer Lehre mit Vorsicht zu behandeln. Auch gegen Beschwerden beim Wasserlassen soll er helfen.
Beispiele heutige Anwendung: gegen Magenbeschwerden
9. Bergkristall: nach Hildegard von Bingen
Der Bergkristall soll gegen Beschwerden an der Schilddrüse helfen, gegen Herzleiden und Bauchschmerzen wirken und allgemein Kraft und Ausdauer geben.
Beispiele heutige Anwendung: auch heute noch einer der kräftigsten Heilsteine, der auch zur Verstärkung der Wirkung von anderen Heilsteinen eingesetzt wird.
10. Calcit: nach Hildegard von Bingen
Der Calcit oder Kalk wurde im Mittelalter meist als Paste, in einer Mischung aus gebranntem und ungebranntem Calcit-Pulver und Essigwein, gegen Würmer und Hautentzündungen verwendet.
Beispiele heutige Anwendung: Die bereits damals erkannte positive Wirkung auf Wachstum, die Heilung von Haut, Gewebe und Knochen wird heute noch ergänzt durch seine Anwendung als homöopathisches Mittel für die geistige Entwicklung und den Calcium-Stoffwechsel.
12. Hyazinth: nach Hildegard von Bingen (Zirkon)
Dieser damals so bezeichnete Heilstein entspricht dem heutigen Zirkon. Er war bekannt für seine Heilwirkungen auf die Augen, gegen Fieber und für das Herz.
Beispiele heutige Anwendung: wirkt gut für das Herz, für die Lunge und die Atemwege
13. Jaspis: nach Hildegard von Bingen (Heliotrop)
Auch bei dem von Hildegard von Bingen benutzten Begriff Jaspis, war wohl eher eine grüne Quarzvariante gemeint. Er wurde gegen Taubheit verwendet, indem man ihn erwärmte und mit einer Vorrichtung in das Ohr eingeführt hat, wodurch sich durch die Wärme die Nasennebenhöhlen öffneten und Eiter ablaufen konnte. Auch gegen Gicht wurde der Heilstein aufgelegt.
14. Karfunkel: nach Hildegard von Bingen (Granat)
Im Mittelalter galt der Begriff Karfunkel für die roten Edelsteine Granat, Rubin und Spinell. Auch dieser Stein wurde gegen Fieber und Gicht verwendet. Der Stein wurde dafür um Mitternacht für kurze Zeit auf den Bauch des Patienten gelegt, bis der Heilstein erwärmt war. Gegen Kopfschmerzen wurde der Stein auf den Scheitel des Patienten für kurze Zeit aufgelegt.
15. Karneol: nach Hildegard von Bingen
Der Heilstein Karneol soll gegen Nasenbluten helfen. Dazu sollte man den Karneol in erwärmten Wein legen und den Patienten davon trinken lassen.
Beispiele heutige Anwendung: im Bereich Kreislauf und Stoffwechsel, da er die Durchblutung fördern soll
16. Magnetit: nach Hildegard von Bingen
Die Menschen im Mittelalter glaubten, der Heilstein Magnetit, oder Magnetstein, würde durch die Hilfe von giftigen Schlangen entstehen und deshalb gegen Wahnsinn helfen.
Beispiele heutige Anwendung: Man weiß heute, dass der Stein durch Vulkane entsteht, aber seine Heilkraft wird noch immer zur Steigerung der Reaktionsfähigkeit eingesetzt und regt die Hormondrüsen an, die häufig für Depressionen verantwortlich sind.
17. Margariten: nach Hildegard von Bingen (Kalkoolith)
Der Kalkoolith ist ein Heilstein, der im Wasser durch Ansammlung von Kalk entsteht. Hildegard von Bingen nutzte ihn in Edelsteinwasser als fiebersenkendes Mittel. Auch gegen Kopfschmerzen soll der erwärmte Heilstein, an die Schläfen gehalten, helfen.
Beispiele heutige Anwendung: fiebersenkendes Mittel, gegen Kopfschmerzen
18. Onyx: nach Hildegard von Bingen (Achat)
Der Onyx (heute: Achat) wurde als Edelsteinwasser aus Wein gegen Augenleiden eingesetzt. Der Wein wurde dann auf die Augen geträufelt. Auch bei Fieber, Herzbeschwerden, Magenleiden und Milzerkrankungen sollte die Einnahme von Onyxwasser auf Weinbasis helfen.
Beispiele heutige Anwendung: vor allem gegen Beschwerden beim Hören und gegen Hörsturz; gute Heilwirkung bei Sehschwäche
Perlen: nach Hildegard von Bingen
Perlen waren auch zu Zeiten von Hildegard von Bingen keine Heilsteine im eigentlichen Sinne. Sie galten als durch Schmerz und aus Unrat entstandene Gebilde von Tieren, die Krankheiten übertragen können.
Beispiele heutige Anwendung: Glaube, dass Perlen bestimmte depressive und unverarbeitete Gedanken hervorbringen können, wozu sie in therapeutischen Zwecken um den Hals getragen werden.
19. Prasem: nach Hildegard von Bingen
Dieser Heilstein sollte gegen brennendes Fieber helfen, indem man ihn in Weizenbrotteig einwickelte und drei Tage ununterbrochen um den Bauch gebunden trug. Bei Quetschungen sollte der Prasem zusammen mit altem Fett, Salbei und Rainfarn auf die Wunde gelegt werden, damit diese verschwindet.
Beispiele heutige Anwendung: bei Fieber, Ausschlägen, Sonnenbränden und Prellungen
20. Saphir: nach Hildegard von Bingen (Lapislazuli)
Besonders bei Krankheiten der Augen, wie dem Star, sollte der Saphir (heute: Lapislazuli) helfen. Man sollte ihn mit Wein befeuchten und die Augen damit berühren. Bei Blindheit oder Rötungen sollte der Saphir mit Speichel befeuchtet und ebenfalls ans Auge gehalten werden. Durch das Lutschen eines Saphirs sollte Gicht vertrieben werden. Auch für klaren Verstand nahm man den Saphir morgens in den Mund.
Beispiele heutige Anwendung: Förderung der Konzentration und Klarheit
21. Sarder (brauner Karneol): nach Hildegard von Bingen
Im Mittelalter verwendete man diesen Stein gegen Seuchen, indem man ihn dem Patienten um den Kopf band. Auch gegen Pusteln, starkes Fieber und Gelbsucht sollte er entweder durch das Bestreichen des Patienten oder durch das Einlegen des Steins in den Morgenurin helfen.
Beispiele heutige Anwendung: für die Nerven und bei Entzündungen
22. Sardonyx: nach Hildegard von Bingen
Dieser Heilstein soll die fünf Sinne schärfen. Auch gegen Jähzorn und Dummheit sowie Zuchtlosigkeit sollte er angewandt werden.
Beispiele heutige Anwendung: Verstärkung des Flüssigkeitshaushalts; fördert u. a. die Nährstoffaufnahme und die Ausscheidung
23. Smaragd: nach Hildegard von Bingen
Bei Schmerzen soll das Tragen des Smaragds auf der Haut lindernd wirken. Auch das Lutschen des Smaragds kann zu einer Linderung führen, sofern der Speichel ausgespuckt wird. Bei Kopfschmerzen sollte er angefeuchtet und über die Stirn gestrichen werden. Als Edelsteinwasser sollte er gegen Schleim und Speichelfluss wirken.
Beispiele heutige Anwendung: gegen Entzündungen der oberen Atemwege
24. Topas: nach Hildegard von Bingen
Dieser Heilstein soll anfangen zu schwitzen, wenn er in der Nähe von giftigem Essen liegt. Er wurde, in Wein eingelegt, gegen Augenleiden verwendet und auch gegen Fieber eingesetzt.
Beispiele heutige Anwendung: Anregung der Verdauung und des Stoffwechsels